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Krimi-Recherche – meine 10 besten Tipps

Die 10 besten Tipps für Ihre Krimi-Recherche

Möchten Sie einen Krimi schreiben, dann benötigen Sie das gesamte Know-how des Schreibens: Sie brauchen vielschichtige Charaktere, eine schlüssige und dennoch überraschende Story sowie falsche und echten Fährten, die sich über den Roman verteilen. Und eine gute Recherche.

Ein Krimi ist ein überzeugender Mix aus Fiktion und Fakten

Will man ein spannendes Buch schreiben oder ein gutes Kinderbuch schreiben, dann braucht es viel Planung und Struktur. Doch ein spannender Krimi ist eine noch größere Herausforderung. Denn ein Krimi muss eine gute und überzeugende Mischung aus Fiktion und Fakten liefern. Sind die Details zu unglaubwürdig, steigen viele Leser*innen aus. Schildert man zu realistisch die Polizei- und Ermittlungsarbeit, ist es nahezu unmöglich, eine schlüssige, spannende und überraschende Geschichte zu erzählen. Also braucht es eine gute Mischung. Jeden Sonntag im ARD können wir sehen, wie findige Drehbuchautor*innen einen mal mehr und mal weniger gelungenen Mix aus Fiktion und Fakten liefern: Wie viele Kommissar*innen leben wohl in einer gemeinsamen WG? Oder Tür an Tür? Wie oft werden Kriminalfälle innerhalb von ein oder zwei oder drei Tagen aufgeklärt? Und vieles mehr. Trotzdem müssen eine Menge der Fakten stimmen, sonst wird die Geschichte unglaubwürdig oder gar lächerlich. Hart an der Grenze zwischen Glaubwürdigkeit, Klamauk und Realität ist beispielsweise der Münsteraner Tatort mit Kriminalhauptkommissar Frank Thiel und Rechtsmediziner Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne. Weite Teile der Handlung sind ganz offensichtlich jenseits der Realität. Doch solange die Story in sich schlüssig bleibt, dürfen sich die Drehbuchautor*innen gerade bei diesem Format eine Menge Freiheiten herausnehmen.

Wie viel Realität und welches Faktenwissen Ihr Krimi braucht, hängt von den Figuren und dem Kriminalfall ab. Ist die ermittelnde Hauptfigur eine Journalistin, brauchen Sie genaueres Wissen über die Arbeit einer Journalistin. Ist die ermittelnde Hauptfigur eine Rechtsmedizinerin oder ein Kriminalhauptkommissar, braucht es entsprechendes Detailwissen, wie die Arbeit in der Rechtsmedizin oder bei der Polizei abläuft. Ist die ermittelnde Hauptfigur eine Katze, so braucht es auch in diesem Fall ein gewisses Maß an Detailwissen über den typischen Verlauf polizeilicher Ermittlungen, wenn die Katze als kritische Beobachterin den Ermittlungen folgt.

Das Milieu, in dem sich alles abspielt

Und nicht zuletzt ist Spezialwissen für den jeweiligen Kriminalfall notwendig: Dreht sich im Krimi alles um ein Drogenkartell? Geldwäsche? Ist die Mordwaffe ein seltenes Gift? Oder eine trickreich gebaute Falle aus Seilen und Messern? Findet der Mord in einem Krankenhaus statt, ausgelöst von den dort herrschenden Machtverhältnissen? Oder in einem Chemiewerk, einem Kloster oder einer Fleischfabrik? Ein Krimi wird in hohem Maße von dem Milieu geprägt, in dem sich alles abspielt. Und auch hier braucht es eine Menge Hintergrundwissen, bevor Sie anfangen können, Ihren Roman zu schreiben.

Die Basis für einen spannenden Mix aus Fiktion und Fakten bildet die Recherche. Nicht Unwissenheit sollte der Grund sein, warum Sie eine polizeiliche Ermittlung wenig realitätstreu schildern. Im Gegenteil, Sie sollten genau wissen, wie eine Ermittlung abläuft. Für jedes Abweichen von der Realität sollte es einen guten Grund geben, um beispielsweise das Ergebnis einer DNA-Analyse nicht erst nach zwei Wochen zu erhalten, was die übliche Dauer wäre, sondern bereits nach zwei Tagen.

Meine 10 besten Tipps für Ihre Krimi-Recherche

1. Internet

Eine Recherche im Internet kann die ersten Anhaltspunkte liefern. Eine Suche bringt oft sehr schnell eine Menge Informationen. Doch hier sollten Sie immer besonders kritisch sein. Die wichtigsten Fragen lauten: Wie alt ist die Information? Woher stammen die Informationen, aus welcher Quelle? Hat die Quelle ein bestimmtes Interesse, falsche / unwahre / lückenhaften Informationen zu streuen? Sie sollten sich nie ausschließlich auf das verlassen, was Sie auf einer Internetseite finden. Sie sollten mindestens drei oder vier weitere Belege aus anderen Quellen für denselben Sachverhalt haben. Trotzdem ist das Internet oft ein guter Ausgangspunkt für die Recherche.

2. Gedruckte Werke

Auch gedruckte Quellen liefern wertvollen Input, seien es Fachbücher, Fachzeitschriften oder Verzeichnisse. Aber auch hier sollten Sie sich immer fragen: Wie alt ist die Information? Wer behauptet das, ist die Quelle glaubwürdig? Finden sich für denselben Sachverhalt noch weitere Belege?

3. Audio und Video

Audio- und Videobeiträge im Fernsehen und Radio, auf YouTube oder als Podcast liefern wertvolle Hinweise oder auch Ideen für Krimis. Zum Beispiel können True-Crime-Serien einen ersten Einblick geben, wie die Ermittlungen der Polizei laufen können, welche Probleme auftauchen und wie sie gelöst werden. Es finden sich inzwischen eine ganze Menge von diesen Serien, sowohl als Podcast und auch als Video, diese hier beispielsweise:

https://www.ardaudiothek.de/rubrik/true-crime/63764892/?toolbarType=default

https://www.mannheimer-morgen.de/themen-schwerpunkte_dossier,-podcast-verbrechen-im-quadrat-_dossierid,197.html

Und auch hier sollten Sie sich die obligatorischen Fragen stellen: Glaubwürdige Quelle? Wie alt? Analysemethoden und digitale Hilfsmittel haben eine kurze Halbwertszeit, da können ein paar Monate schon ausreichen, dass die Informationen veraltet sind. Nicht zuletzt sollten Sie auf den Schauplatz achten. Denn eine US-amerikanische Serie liefert zwar Hinweise, was die Kriminaltechnik und bestimmte Analyseverfahren heute leisten. Doch Strukturen und Abläufe der Polizeiarbeit in den USA sehen ganz anders aus als in Deutschland.

4. Veranstaltungen

Eine weitere wichtige Informationsquelle sind Veranstaltungen, bei denen Mitarbeiter*innen der Polizei, der Rechtsmedizin oder der Staatsanwaltschaft von ihrer Arbeit berichten. So manche Polizeidienststelle oder Pressestelle organisiert Veranstaltungen, um einen guten Kontakt zur Bevölkerung aufzubauen. In den vergangenen Jahren haben auch hier digitale Formate zugenommen, so dass manche der Veranstaltungen auch später noch online abrufbar sind. Diese hier beispielsweise:

https://www.youtube.com/watch?v=hOPOCY91NW8

5. Weiterbildungen

Netzwerke für Krimiautor*innen veranstalten Weiterbildungen für ihre Mitglieder, bei denen Mitarbeiter*innen der Polizei, der Rechtsmedizin und der Staatsanwalt von ihrer Arbeit berichten. Diese Veranstaltungen haben den großen Vorteil, dass den Vortragenden bewusst ist, dass vor ihnen Autor*innen sitzen, die oft sehr detailliert nachfragen. Ich habe schon etliche dieser Weiterbildungen besucht und durfte erleben, wie geduldig und ausführlich die Vortragenden auf die zahlreichen Fragen antworten.

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6. Polizist*innen

Für die Polizeiarbeit gibt es vor allem eine Quelle: Menschen, die bei der Polizei arbeiten. Hier funktioniert der persönliche Kontakt am besten. Vielleicht gibt es ja Polizeibeamt*innen in Ihrem engeren oder weiteren sozialen Umfeld. Oder Sie haben Gelegenheit, bei einer der oben beschriebenen Veranstaltungen einen persönlichen Kontakt herzustellen. Und auch hier habe ich gute Erfahrungen gemacht, wie geduldig und ausführlich so manche Polizist*innen Auskunft geben.

7. Mediziner*innen

Bei allen Fragen zur Medizin und Rechtsmedizin sind natürlich Mediziner*innen die beste Quelle. Und auch hier lohnt es sich, Fachveranstaltungen zu besuchen oder den direkten Kontakt zu suchen. Manchmal kann die Hausärztin wertvolle Hinweise geben. Doch bevor Sie Fragen stellen, sollten Sie sich vorab informieren, zum Beispiel im Internet. Dann können Sie sich im Gespräch auf die wichtigsten Fragen konzentrieren, die Sie durch Ihre Internet-Recherche nicht lösen konnten. Eine Medizinerin wird sich nicht die Zeit nehmen, Ihnen einen Crashkurs beispielsweise in der Wirkung bestimmter Medikamente zu geben. Aber wenn Sie gezielt eine ganz bestimmte Frage stellen, dann steigt die Chance, dass Sie eine zwar knappe, aber befriedigende Antwort erhalten.

8. Fachleute

Natürlich gibt es für alle Spezialgebiete Fachleute, die Sie ansprechen können. Oft liefert eine Recherche im Internet ein paar Namen von Personen, die sich auf einem bestimmten Gebiet sehr gut auskennen. Ich habe gute Erfahrungen gemacht, wenn ich per Mail angefragt habe, ob ein Gespräch möglich wäre. In diesem Fall schreibe ich bereits in der ersten Mail, dass ich für einen Krimi recherchiere und welche Fragen ich habe. Auf das folgende Gespräch bereite ich mich dann sehr gut vor und lese mich vorab in das Fachgebiet ein. So stelle ich am Ende nur noch einige wenige, sehr spezielle Fragen. Bisher habe ich bei dieser Vorgehensweise immer sehr freundlich und ausführlich Auskunft erhalten.

9. Recherche vor Ort

Egal, wovon Ihr Krimi handelt, in der Regel braucht es auch eine Recherche vor Ort. Spielt Ihr Krimi in einer Fleischfabrik, dann sollten Sie sich eine Fleischfabrik ansehen. Denn nur auf diese Weise können Sie einen authentischen und glaubwürdigen Einblick in diese Welt liefern. Und das braucht es, um einen guten Krimi zu schreiben. Auch hier habe ich gute Erfahrungen gemacht, wenn ich die betreffenden Personen direkt angesprochen und erzählt habe, warum ich mich für einen bestimmten Ort interessiere. Als ich beispielsweise für meinen Krimi „Blau-weiß-tot“ recherchiert habe, durfte ich die SAP-Arena besichtigen. Dabei wurde ich auch in die Bereiche geführt, die nicht öffentlich zugänglich sind. Ich konnte dem damaligen Sicherheitsberater alle Fragen stellen und habe von ihm wertvolle Tipps erhalten.

10. Ein durchdachtes Ablagesystem

Für meinen Krimi „Das Vermächtnis der Hildegard von Bingen“ habe ich nahezu zwei Jahre recherchiert. Im Laufe der Zeit habe ich eine Menge Informationen über Hildegard von Bingen zusammengetragen, ihr naturheilkundliches Werk im (übersetzten) Original gelesen und ausführlich mit einer Ordensschwester gesprochen. Als ich dann meinen Krimi schrieb, wusste ich genau, dass ich während meiner Recherche eine ganz bestimmte Information erhalten habe – aber ich fand den Beleg dafür nicht mehr. Es hat mich viel Zeit und Arbeit gekostet, sämtliche Unterlagen zu durchforsten, um diesen einen Punkt auf seinen Wahrheitsgehalt prüfen zu können. Deshalb mein wichtigster Tipp am Ende: Sammeln Sie nicht einfach Informationen, sondern sortieren Sie alles in ein durchdachtes Ablagesystem, analog oder digital, um jederzeit wichtige Informationen wieder abrufen zu können.

Wer noch weitere Tipps, Ideen oder Erfahrungen hat – bitte gerne in den Kommentaren ergänzen. Ich freue mich über weitere Anregungen :-)


3 Kommentare zu „Krimi-Recherche – meine 10 besten Tipps“

  1. Gute Tipps. In dem Schreibprogramm Papyrus kann man die elektronischen Rechercheergebnisse direkt neben dem Manuskript speichern, sodass man immer darauf zugreifen kann, ohne suchen zu müssen.
    Ihre Beschreibungen treffen eigentlich nur auf die Gegenwart zu, die Methoden in historischen Krimis unterscheiden sich erheblich. Es wurde ohne Fingerabdrücke oder gar DNA ermittelt und mindestens so viel gemordet wie heute. Das sollte man schon differenzieren.

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